Personalstrategien für eine mehrsprachige Belegschaft - Einblicke in den EF EPI-Bericht 2023
9. November 2023
9. November 2023
Personalstrategien für eine mehrsprachige Belegschaft - Einblicke in den EF EPI-Bericht 2023
Obwohl Englisch gefragter denn je ist, zeichnen sich aus den EPI-Daten aus 12 Jahren Trends ab, die HR- und L&D-Führungskräfte zum Innehalten und Reagieren veranlassen müssen.
Englisch ist auch weiterhin in einer VUCA-Welt gefragt
Unser English Proficiency Index 2023 stützt sich auf Tests, an denen 2,2 Millionen Menschen in 113 Ländern teilgenommen haben, der EPI zeigt, dass das Erlernen der englischen Sprache in einer VUCA-Welt ein ständiger Bedarf bleibt. Aus dem diesjährigen Bericht geht nicht hervor, dass künstliche Intelligenz und maschinelle Übersetzung die Notwendigkeit des Sprachenlernens ersetzen werden. Im Gegenteil, die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen die Notwendigkeit der englischen Sprache als grundlegende Fähigkeit erkennen, um Selbstvertrauen zu entwickeln, sich auszudrücken, zu kommunizieren und effektiv zusammenzuarbeiten.
Es zeichnen sich einige alarmierende Trends ab
Obwohl Englisch gefragter denn je ist, zeichnen sich aus den EPI-Daten der letzten 12 Jahre Trends ab, die HR- und L&D-Führungskräfte als Anlass zum Innehalten und Reagieren verstehen müssen.
Die Englischkenntnisse von Frauen, einst eine echte Stärke und ein Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt, nehmen seit drei Jahren stetig ab und bleiben hinter denen der Männer zurück.
Es besteht der Verdacht, dass Frauen in manchen Regionen der Welt das Grundrecht auf Zugang zur Bildung vorenthalten wird.
Am Arbeitsplatz sind Frauen in international ausgerichteten Berufen nach wie vor unterrepräsentiert. Gleichermaßen sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Englischkenntnissen der 18- bis 25-Jährigen dreimal so groß wie bei den erwerbstätigen Erwachsenen. Dies deutet darauf hin, dass die Ursache hierfür in den Bildungssystemen liegt. Der Nahe Osten ist die einzige Region, der es gelungen ist, diesen Trend umzukehren; in Asien, Lateinamerika und Europa ist er weiterhin stark ausgeprägt.
Ob dies bedeutet, dass sich Mädchen in der Schule auf andere Fächer konzentrieren, oder ob Jungen von einer besseren Förderung und einem besseren Zugang zu digitalen Möglichkeiten profitieren, bleibt offen.
Eine weitere besorgniserregende Entwicklung ist der Rückgang der Englischkenntnisse junger Erwachsener. Dieser Trend suggeriert, dass Schulen keine ausreichende Sprachausbildung anbieten. Folglich obliegt es Universitäten und Arbeitgebern, die Lücken zu schließen. Deutlich ersichtlich ist, dass das Sprachniveau der Bevölkerungsschichten im Alter von 21-40 Jahren tendenziell höher ist als in der Altersgruppe der 18-20-Jährigen. Diese Diskrepanz ist seit dem Jahr 2000 zunehmend gewachsen. Die besten Englischkenntnisse lassen sich in der Personengruppe der über 31-Jährigen finden.
Der Rückgang in der Altersgruppe der 18- bis 20-Jährigen hat sich zwar etwas abgeflacht, doch der immense Unterschied im Gesamtniveau nach Alter ist verblüffend. Der Grund dafür liegt zum Teil darin, dass in Bildungseinrichtungen zu wenig Zeit und Ressourcen für das Erlernen von Fremdsprachen zur Verfügung stehen, aber auch darin, dass in den COVID-Jahren ein Lernverlust zu verzeichnen war.
Betrachtet man diese beiden weitreichenden Trends parallel, so ist festzustellen, dass das Sprachniveau in den meisten Fällen in den Jahren nach der Schulausbildung steigt, während die Englischkenntnisse der Frauen in allen Altersgruppen weiter sinken.
Dies ist ein deutliches Warnsignal für den Personalbereich und bedarf einer Untersuchung durch HR-Experten. Ist der Zugang zu Sprachkursen für Frauen eingeschränkt? Liegt es daran, dass sie nicht die Zeit finden, sich am Arbeitsplatz auf das Sprachenlernen zu konzentrieren. Oder findet sich der Ursprung darin, dass Frauen weniger Zeit haben, sich in ihrer Freizeit mit dem Erlernen von Sprachen zu befassen, da sie im Durchschnitt immer noch einen deutlich größeren Teil der Kinderbetreuung und der Hausarbeit tragen?
Ein Blick auf die branchenspezifischen Entwicklungstrends zeigt, dass Europa und Afrika die einzigen Regionen sind, in denen Nachwuchskräfte über bessere Englischkenntnisse verfügen als Manager und leitende Angestellte. In Asien ist genau das Gegenteil der Fall. Die Auswirkungen auf D&I liegen auf der Hand: Mangelnde Sprachkenntnisse bei Nachwuchskräften führen zu einer gläsernen Decke. Mit anderen Worten: Potenzielle Entscheidungsträger verfügen häufig nicht über ausreichende Englischkenntnisse, um in wichtige Gespräche einbezogen zu werden.
1. Ausgleich des Mangels an Sprachkenntnissen bei jüngeren Arbeitnehmern
In einer global vernetzten Welt, in der die Kommunikation in englischer Sprache im Vordergrund steht, ist es notwendig, am Arbeitsplatz zu lernen, um Sprachkenntnisse zu fördern. Es wird zunehmend schwieriger, junge Menschen mit den richtigen Englischkenntnissen einzustellen, weshalb Unternehmen diese Aufgabe in ihr Weiterbildungsprogramm aufnehmen müssen.
2. Sicherstellung des gleichberechtigten Zugangs zum Sprachenlernen
Da bei den Sprachkenntnissen ein eindeutiges Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen besteht, muss unbedingt sichergestellt werden, dass Frauen gleichberechtigten Zugang zu einer arbeitsplatzbezogenen Bildung haben und ihnen die nötige Zeit dafür zur Verfügung steht. Hier liegt ein erhebliches ungenutztes Potenzial für effizientes Arbeiten, Innovation und Führung.
3. Das Erlernen von Fremdsprachen nicht nur als Vorteil für Führungskräfte betrachten, sondern auch als Möglichkeit zur Integration und zur Förderung des Wandels von innen heraus.
Der erste Schritt besteht darin, zu ermitteln, wer von welchem Sprachniveau profitieren kann, indem die gesamte Belegschaft getestet und Lücken ermittelt werden. Diese Lücken sind Chancen: Überlegen Sie, wer zu Ihrer Unternehmensagilität beitragen kann, und beginnen Sie mit der Schulung nach Funktion, nicht nach Dienstalter. Wenn Sie dies nicht tun, können Sie keine ideenreiche "speak-up"-Kultur schaffen und die Arbeitskraftmobilität langfristig einschränken.
4. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, über ihr LMS hinaus Sprachkenntnisse zu vertiefen
Sprachtraining ist dann am erfolgreichsten, wenn es nicht nur um das Lernen mit Lehrbüchern oder Plattformen geht, sondern wenn es auch in die Praxis umgesetzt wird. Sie sollten sicherstellen, dass Ihre Schulungsinvestitionen nicht nur dazu dienen, den Mitarbeitern ein paar Englischkenntnisse zu vermitteln, sondern dass sie auch aktive Fähigkeiten zur Anwendung dieser Sprache aufbauen. Dazu müssen Sie Ihre Mitarbeiter nach Niveau und Interesse differenzieren und sie mit interaktiven Aufgaben beschäftigen, die die Kommunikation in der realen Welt fördern.
5. Sondieren Sie Möglichkeiten, wie Ihre Organisation dazu beitragen kann, den Zugang zu Bildung weltweit zu verbessern.
Industrie und Sozialunternehmen sollten weiterhin innovative Wege zur Finanzierung von Sprachkursen suchen, um diejenigen zu erreichen, die am meisten davon profitieren können, und um die Wirtschaft der Länder voranzubringen. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Dreierpartnerschaft zwischen EF Corporate Learning, dem Rwanda Development Board und der Mastercard Foundation, die ein landesweites Training für englische Kommunikation und Gastfreundschaft in Ruanda anbietet.
Autor
Dr. David Bish
Dr. David Bish ist Pädagoge mit mehr als 30 Jahren Erfahrung als Universitätsdozent, Lehrer, Lehrerausbilder, Studienleiter und Autor. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die Schnittstelle zwischen Sprachunterricht und Technologie, insbesondere auf die Nutzung von mobilen Geräten beim Sprachenlernen. David arbeitet seit 20 Jahren bei EF und entwickelt Lehrmaterialien, Software sowie Test- und Schulungsprogramme. Als leidenschaftlicher Redner im Bereich Edtech tritt David regelmäßig bei internationalen Konferenzen wie IATEFL, EUROCALL und TEDx auf. Seine Arbeit hat es zweimal in die Endrunde des British Council ELTONs Awards für Innovation im Unterricht geschafft.