22. September 2025

Wie HR-Führungskräfte ihre Mitarbeitenden mit zukunftssicheren Kompetenzen ausstatten

Technische Fähigkeiten verlieren heutzutage schneller an Relevanz als je zuvor. Rodrigo Souto, HR Director von IBM Brasilien, zeigt, warum Kommunikation und Soft Skills entscheidend für die Resilienz von Mitarbeitenden sind.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung verkürzen die Halbwertszeit technischer Kompetenzen und erzeugen, was einige Vordenker als „Skill Flux“ bezeichnen.

„Die Lebensdauer einer Fähigkeit wird immer kürzer“, erklärt Rodrigo Souto, HR Director von IBM Brasilien, in einem Interview für unseren neuen Report. „Menschen müssen kontinuierlich Schritt halten, sich weiterentwickeln, lernen und neue Lernwege erschließen.“

Besonders deutlich zeigt sich dieser Druck im Technologiesektor, wo sich Rollen rasant verändern. Entwickler, die früher nahezu ihre gesamte Zeit mit Coding verbrachten, überprüfen und optimieren heute zunehmend Coding-Ergebnisse, die von KI-Tools generiert werden, die einen Großteil ihrer Arbeit übernommen haben. „Das ist ein völlig neues Profil“, so Souto.

Doch die Auswirkungen reichen weit über technologische Berufe hinaus. Für HR- und L&D-Verantwortliche stellt sich die dringende Frage: Wie lassen sich Mitarbeitende zukunftsfähig machen – und wo sollten Trainingsbudgets gezielt eingesetzt werden?

Warum Soft Skills zukünftig für Mitarbeitende entscheidend sein werden


Wenn technisches Fachwissen immer kurzlebiger wird, welche Fähigkeiten sind dann von bleibendem Wert? Der Future of Jobs Report 2025 des Weltwirtschaftsforums geht davon aus, dass sich bis zum Jahr 2030 fast 40 % der beruflichen Kernkompetenzen verändern werden, wobei Soft Skills wie analytisches Denken, Resilienz und Führungskompetenz besonders gefragt sein werden.

Souto sieht den gleichen Trend in der Praxis: "Ein wichtiger Trend ist die Zunahme von Soft Skills - emotionale Intelligenz, Belastbarkeit, die Fähigkeit zu lernen und zu verlernen." Im Gegensatz zu technischen Fertigkeiten bleiben diese Fähigkeiten über Branchen und Konjunkturzyklen hinweg erhalten.

KI und Automatisierung steigern den Bedarf an menschlichen Fähigkeiten


Paradoxerweise sorgen KI und Automatisierung gerade dafür, dass Soft Skills wichtiger werden. Routinetätigkeiten übernehmen Maschinen - Mitarbeitende verbringen dadurch mehr Zeit mit Zusammenarbeit, Coaching und kreativer Problemlösung. Genau hier zählen menschliche Stärken am meisten.

Souto sieht dies als eine positive Entwicklung:

„Künstliche Intelligenz beseitigt keine Jobs. Sie nimmt uns die Teile ab, die wir ohnehin nicht gerne tun […] Ich hoffe, dass sie den Menschen mehr Raum für Gespräche, Coaching und Unterstützung gibt , damit diese resilienter und anpassungsfähiger werden.“

– Rodrigo Souto, HR Director, IBM Brasilien

Kommunikationsfähigkeiten als Schlüssel zur Resilienz


Soft Skills sind jedoch nicht isoliert zu betrachten. Führung erfordert eine klar artikulierte Vision. Analytisches Denken erfordert, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären. Resilienz erfordert, Bedenken anzusprechen, um Unterstützung zu bitten und Vertrauen aufzubauen. All dies basiert auf Kommunikation.

In internationalen Organisationen verstärkt sich diese Abhängigkeit. Kommunikation muss nicht nur Teams, sondern auch Sprachen und Kulturen überbrücken. Ohne eine gemeinsame Grundlage gehen selbst die stärkste Soft Skills im „Übersetzungsrauschen“ verloren. Sprachkompetenz ist daher entscheidend, um ihren Wert global nutzbar zu machen. „Ihre Wettbewerber sind nicht mehr nur lokal“, so Souto. „Globalisierung und Digitalisierung haben die Welt kleiner gemacht […] Wenn Sie nicht auf einen Talentpool mit den für Sie erforderlichen Sprachkenntnissen zugreifen können, müssen Sie diesen entwickeln.“

Warum Englisch die Sprache der globalen Wirtschaft bleibt


Englisch ist und bleibt die universelle Sprache der Geschäftswelt. In Brasilien, so Souto, eröffnet Sprachkompetenz Zugang zu Premium-Dienstleistungen, hochrangigen Managementgesprächen – und damit auch zu höheren Umsätzen.

Für HR-Führungskräfte stellt sich weniger die Frage, ob diese Fähigkeiten gebraucht werden, sondern wie: intern entwickeln oder extern einkaufen? Für viele Unternehmen ist Upskilling langfristig die nachhaltigere Wahl. Souto betont: „Anstatt einen teuren Experten einzustellen, investieren Sie vielleicht besser in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden. Übrigens: Das ist auch eine der besten Maßnahmen für Mitarbeiterbindung. Unternehmen, die am meisten in Weiterentwicklung und Training investieren, haben in der Regel die engagiertesten Teams und die niedrigste Fluktuationsrate.“

Zukunftsfähige Mitarbeiterkompetenzen aufbauen


In einer Welt, in der technische Fähigkeiten rasch veralten, sollten Unternehmen ihre Investitionen auf Kompetenzen konzentrieren, die Bestand haben. Sprachkenntnisse verstärken die Soft Skills, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, in ihren heutigen Positionen erfolgreich zu sein und sich auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten.

Oder wie Souto abschließend formuliert: „Meine Botschaft lautet – investieren Sie weiter.“